Beschreibung der ausstellenden Künstler Jasna Samarin, Ingrid MARQUARDT,Egon STRASZER und Walter TESCHL

Die zweite Ausstellung in St. Andrae, im Rahmen des im Jahr 2013 neu entstandenen Projekts “Die Stadt als Galerie”, präsentiert die Werke von vier KünstlerInnen – Jasna Samarin, Ingrid Marquardt, Egon Straszer und Walter Teschl.

Diese vier, so unterschiedlich sie auch arbeiten, verbindet ein konzentrierter Blick auf Strukturen, auf Wesentliches in der Organisation von Formen und Flächen, optischen Vexierspielen und haptischen Texturen. Allen gemeinsam ist eine beinahe obsessive Arbeitsweise und die Tendenz, in additiven Zyklen zu arbeiten. Diese intensiven Blickwinkel, in verschiedenartigen Materialien und Techniken, summieren sich innerhalb der Ausstellung, und ergeben ein inhaltlich verdichtetes, doch in seiner Optik schwereloses Ganzes.

Jasna SAMARIN aus Ljubljana konstruiert Bilder aus Fotografien – eine Collagetechnik, die aus Abbildungen von Oberflächen erstaunlich räumliche Eindrücke entstehen lässt.

Ganz Konkretes – Steine, Konglomerate, Eiskristalle, Gräser – wird hier zu Bändern und Streifen zerlegt, untersucht, analysiert und neu geordnet. Es entsteht ein leichtes, luftiges Geflecht, dessen Ursprung in der Fotografie mit Motiven aus der natürlichen Umwelt erkennbar bleibt und doch gleichzeitig eine Verwandlung erfährt. Die Bilder wirken wie strukturierte Flächen, die als taktil erlebbar sind, und eröffnen der Phantasie einen Raum. Die Künstlerin erschafft dadurch eine lyrische Nebenwelt, in der man tief in die Beschaffenheit der Dinge blickt.

Ingrid MARQUARDT entdeckte nach langer Beschäftigung mit der Aktmalerei den Begriff “Linear” für sich, und begann mit einer ständig sich erweiternden Serie von streng reduzierten abstrakten Bildern, über viele Schichten aufgebaut, in denen vielfältige Andeutungen ins Spiel gebracht werden. So meint man, in den Tiefen der fein überlagerten Farbschichten, Wegenetze, Hautoberflächen, Gewebe, symbolische Steinritzungen, Handschriftliches zu erkennen – aber diese eindeutigen Motive entziehen sich in genau dem Augenblick, wo man sie ergreifen möchte. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Stille, eine innere Ruhe, die diese Bilder im Betrachter auslösen. Auch diese Bilder erschaffen eine Raum, der im Geist betreten werden kann.

Der Bildhauer Egon STRASZER arbeitet ebenfalls an einer ausgedehnten Serie – er nennt sie “stone_clearing”, also “Stein-Lichtung”. Die “Lichtung” ist auch wörtlich gemeint, denn er bringt Licht in den Stein hinein: eine ausgefeilte und hochanspruchsvolle Technik paralleler Schnitte in einen Block, die in seinem Inneren eine Figur entstehen lassen, eher hinein- als hinausgeschält, die dem Auge, aber nicht der Berührung zugänglich ist. Die Skulptur ist in dem Sinn nicht be-greifbar. Um sie zu sehen, muss der Betrachter selbst aktiv werden, denn diese Werke enthalten etwas sehr Paradoxes – je näher man tritt, um die Arbeit genauer zu betrachten, desto weniger kann man sie tatsächlich wahrnehmen. Das Gesamtbild erschließt sich erst dann, wenn man so weit zurücktritt, dass sich der Blickwinkel auf die einzelnen Lamellen gewissermaßen “einebnet” und die im Inneren verborgene Figur deutlich zum Vorschein kommt.

Walter TESCHL ist für seine Zeichnungen mit Kugelschreibern bekannt – ob figurativ oder in anderem Sinne gegenständlich, ist bei ihm die oben erwähnte “Obsession” am deutlichsten sichtbar. Nicht ausradierbar, übereinander geschichtet, immer dichter addieren sich die Striche zu Flächen mit räumlicher Wirkung und zu haarscharfen Details, von eingehend betrachteten Hautstrukturen bis zu surrealistischen, sich ablösenden Papierschichten. Derzeit arbeitet er an einer Serie von (mindestens) 100 kleinformatigen Werken, auf Bierdeckeln gezeichnet – und bevor es 100 Stück sind, werden sie nicht “freigegeben”. Je kleiner das Format, so scheint es, desto ausschweifender das surrealistische und narrative Element  – vielleicht entsteht diese Freiheit dadurch, dass ein derart kleines Format nur von sehr wenigen Personen gleichzeitig betrachtet werden kann.
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