(03.10.2013)

Beschreibung der ausstellenden Künstler Hironori Katagiri, Lucija Stramec, Helmut Machhammer, Sibylle von Halem, Dusan Kirbis und Manfred Mörth

Hironori KATAGIRI

(Japan) 1958 Born in Kesennuma, Japan.

1981 Studied at Miyagi University of Education, Art Course, Sendai, Japan.

1982 – 85 Assistant Organiser, Symposion Lindabrunn, Austria.

1989 Organiser, Sendai International Sculpture Symposium ‘89, Sendai, Japan.

1992 Committee member/Vice Chairman Iwate-cho International Sculpture Symposium, Iwate, Japan.

1993 Member, Symposion Lindabrunn, Austria. Art Director, 1994-96 Symposion Lindabrunn.

1995 Co-ordinator, International Sculpture Conference, Lindabrunn, Austria.

1998 Administrator, Iwate Art Festival UK98, Iwate, Japan

One-person and group exhibitions, symposia, public and private commissions, collections in Japan, Germany, Austria and Great Britain

”your sun is coming out”

Hironori Katagiri schließt mit seiner im Krastal gearbeiteten Skulptur ”your sun is coming out” an Überlegungen an, die sich in seinem Werk bereits früh finden: die Thematik der offenen Skulptur und die Verbindung zwischen präziser Form und der natürlichen Beschaffenheit des Steins. Seine Skulpturen scheinen letzterer zu folgen und beziehen ihre über die Form hinausgehende Emotionalität vor allem aus der haptischen Struktur des Ausgangsmaterials.

Die Form des offenen Kreises, der Sonne und Sonnenfinsternis ist ein Motiv, das als Grundform vom Künstler in unterschiedlichen Steinmaterialien vom harten, schwarzen Granit bis hin zum Indian Red Granite oder nun dem Krastaler Marmor in der diesjährigen Symposionsarbeit durch den Künstler entwickelt wurde.

Hironori Katagiri sah dabei die Plastik bereits in den 1980er Jahren auch als konzipierte Form im Raum, die eine neue Möglichkeit für das Verständnis von Skulptur schaffen könnte.

LUCIJA STRAMEC (1978, Slovenj Gradec)

Akademische Malerin. Studium der Malerei an der Kunstakademie Ljubljana,

Diplom 2004 bei Prof. Zmago Jeraj und Prof. Dr. Nadja Zgonik,

Masterabschluss bei Prof. Herman Gvardjančič.

Artist in Residence: Graz (Cultural City Network, 2008) und Paris (Cité Internationale des Arts, 2011). 2009 Preis für Malerei auf dem Mai-Salon des Slowenischen Künstlervereins. Ihre Arbeiten waren auf zahlreichen Ausstellungen in Slowenien und im Ausland zu sehen. Lebt und arbeitet als Freischaffende in Maribor und Muta.

Während Žiga Rehar die schweren Massen dichter Magma bewegt, die eine Apotheose des Irdischen bedeuten, wirbeln die wie ein Hauch leichten Bilder von Lucija Stramec im offenen, luftigen Spiel des Lichts und lichterfüllter Schatten eines organischen Sprießens von Blättern, Trieben und Samen, der vom Wind zerstreuten Träger eines vitalistischen Auftriebs des unendlichen Lebenszyklus. Ihre allegorische

(sinnbildlich) Dimension wird unterstrichen durch eine Monochromatik, die an ein hinter geschlossenen Augen erscheinendes Phantombild erinnert, wenn in der Tiefe des Auges für ein oder zwei Sekunden das Nachbild eines momentanen visuellen Eindrucks zurückbleibt. Doch die Bilder von Stramec versuchen noch mehr zu sagen, wenn sie uns durch Paraphrasen bekannte Kapitel aus der Kunstgeschichte daran gemahnen, dass sich auch das intimste Innere des Menschen und dessen verborgene Todsünden im ganzheitlichen, unbewussten Empfinden der Welt widerspiegeln, wie es auch die unbeabsichtigte Wiederholung des erschütternden Motivs der Leichenberge aus dem berühmten Zyklus Wir sind nicht die Letzten von Zoran Mušič in einer Reihe von Bildern verschlungener Astgabeln monumentaler Bäume, die er in Spanien gefunden hatte, oder in den Heuhaufen, die als ständig wiederholendes Motiv auf seinen dalmatinischen Landschaftsbildern vorkommen, erkennen ließ.

Helmut Machhammer                                                                                                                

Biograpfie

geboren 1962 in Kalwang/Austria

1976 – 1980 HTL Ortweinplatz, Graz; bei Josef Pillhofer

bis 1985 Akademie der bildenden Künste, Wien; bei Joannis Avramidis

lebt und arbeitet in St Margarethen o. T. 4, 9100 Völkermarkt und im Krastal

Tel. mobil 0699 1130 1449

Preise

1986 Theodor Körner Preis

1989 Preis der Wiener Handelskammer

2002 Förderungspreis des Landes Kärnten

Texte zu Helmut Machhammers Arbeiten.

Ist in den „purzeln“ beginnend in der Mitte der 90er Jahre noch die aus dem Stein herausgearbeitete Skulptur – Figur – Endprodukt künstlerischen Schaffens, nähert sich Helmut Machhammer in den Arbeiten jüngeren Datums aus einer anderen Richtung. Die Arbeiten mit dem Titel „innen-außen“ gehen von der Auflösung der Figur zugunsten des Erhaltenbleibens von normalerweise bildhauerisch abgetragenen Material aus. Dem gemäß zeigen sich die Arbeiten als Marmorblöcke mit ästhetischen Gesetzmäßigkeiten folgenden, überschneidenden Bohrungen, die in die Tiefe des Steins eine in sich versunkene menschliche Figur skizzieren. Feine Ausbrechungen und scharfe Grate, die im Zuge des Bohrens entstehen und für den Betrachter im Verfolgen der Linien der Figur sichtbar bleiben, sprechen von der mehr oder minder brachialen Arbeitsweise eines Eindringens in der Stein und brechen gleichzeitig mit der Ruhe und Statik der planen Außenflächen. Endprodukt eines Schaffens nach diesen Prinzipien bleibt nicht nur eine als Hohlraum definierte figurale Skulptur, sondern eine Verdoppelung des skulpturalen Ansatzes als einerseits figürlich-skizzenhafter Leerraum, andererseits als abstrakt- verdichteter Block. (Mag. Anja Werkl)

Sibylle von Halem

geboren in Deutschland 1963

Lebte in USA & Pakistan, von 1975 – 2003 in Glasgow, GB.

Seit 2003 in Deutschland und Österreich.

Projekte und Ausstellungen seit 1985

Studium

1985 – 1986 City of Birmingham Polytechnic, GB. M.A. Fine Art

1981 – 1985 Glasgow School of Art, GB. B.A. Hons. Fine Art / Sculpture

Notizen zu den Arbeiten

towards dawn

Von der Decke hängend und leicht im Luftzug schaukelnd, ein Zuschnitt für ein etwas überdimensioniertes Kleidungsstück, offensichtlich noch im Entstehen begriffen, denn die Fäden hängen herab, und die Innenseite ist nach außen gekehrt.

Wie viel “Form” braucht es, um sich als Kleidungsstück deuten zu lassen?

Der “Stoff” ist ein Patchwork aus Papier, ein hauchzarter Panzer, die herabhängenden Fäden wie eine feine Behaarung. Die Vorder- und Rückseite schweben dem Licht entgegen, ihre eigentliche Form vom Licht fast ausgelöscht. Die Transparenz des Materials schafft je nach Lichteinfall immer neue räumliche Täuschungen, wie bei einer Kulisse im Theater.

zur Form des “Puzzle-Stücks”:

Serie “talking in the night”

Eine Installation aus Wachstafeln (“60 days and nights”), und eine Gruppe von digital bearbeiteten Fotografien, eine Destillation in mehreren Arbeitsgängen:

–  Zuerst, eine Sammlung von abgebrannten Kerzenstummeln, die 60 Tage, vor allem aber 60 Abende und Nächte des Zusammenseins und der Gespräche mit anderen erlebt haben, während sie brannten

–  und ähnlich wie Bernstein, diese Erlebnisse in ihren flüchtigen Einzelheiten, aber auch feste Bestandteile aus ihrer unmittelbaren Umwelt in sich aufnahmen,

–  die, klein, hart und übrig geblieben, nachher wieder zusammen verflüssigt wurden,

–   mit den Händen auf Augen, Mund und Ohren gedrückt wurden, deren Abbildungen sich durch den Kontakt und den entstandenen Druck gegenseitig beeinflusst und auch verformt haben.

GEDANKEN ZU DEN WERKEN VON DUŠAN KIRBIŠ

St. Andrae 2013

Dušan Kirbiš wurde 1953 geboren. Er studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Ljubljana. Während seiner Studienzeit reiste er regelmäßig in die europäischen Kulturstädte, wo er unter anderem im Britischen Museum auf der Abteilung für Druck und Zeichnung die Arbeiten der Renaissancekünstler intensiv studierte. Nach Beendigung des Studiums besuchte er die Meisterklasse für Malerei und Grafik.
Von 1986 bis 1990 lebte und arbeitete er als DAAD Stipendiat und als freischaffender Künstler in Berlin. Dušan Kirbiš ist ordentlicher Professor an der Naturwissenschaftlich – technischen Fakultät der Universität in Ljubljana.

In den Werken von Kirbiš verflechten sich schon seit seinen frühesten Präsentationen

das Bedürfnis nach körperlichem Erscheinungsbild der Gemälde und die gleichzeitige Bildmetaphysik in all ihren Formen und Stadien; von kaum ahnbaren und nur schwer verbalisierbaren Gedankenansätzen bis zu konzeptuellen Resonanzen in gut durchdachten Aufstellungen auf öffentlichen Plätzen und in Galerien. Von großer Bedeutung sind dabei die Parallelwelten des Künstlers, die sich in niedergeschriebenen Gedanken, Rauminstallationen oder fotografischen Reihen vor uns entblößen und sich fortwährend und ununterbrochen auch in seinen Bildern und Gemälden (Artefakten) ansiedeln. Wie tiefe und verdichtete Erfahrungen sublimer Wahrnehmungen, fast wie Obsessionen mit dem Bedürfnis nach einem authentischen Erlebnis, vergegenständlichen sie sich in vibrierenden Leinwandmembranen, hinter deren Gewebe eine in ihnen angesiedelte universale Urbildmetaphysik hervorstrahlt, manchmal brutal unmittelbar, manchmal verschleiert mit mysteriösen, in der Schlinge der Existenz gefangenen Wahnvorstellungen des Künstlers. Mit einer optisch taktilen und haptischen Sprache und der Unmittelbarkeit der gebrauchten Materien, wie z.B. Asche, Blut, Vitriol, Wachs, Pigmente usw., lädt sie den Zuschauer in ein Labyrinth seiner eigenen substanziellen Erfahrungserlebnisse ein und öffnet Wege zu seinen eigenen möglichen Interpretationen. Kirbiš orchestriert formal seinen künstlerischen Gedanken und führt ihn gleichzeitig in die Aufschichtungen und Geflechte epistemologisch und historisch determinierter Kontexte. Ein scheinbar noch so naiver poetischer Blick, den er mit den Worten “duftender Akazienhain über dem wogenden Gerstenfeld” beschreibt, verdichtet sich bei dieser Ausstellung in eine Verbindung von Wort und Materie, die von der strengen Forderung nach einer genauen gedanklichen und optischen Artikulierung geleitet wird. Sein Künstlergedanke inspiriert sich und quillt von Projekt zu Projekt (Zeitbrücke, Grenzen und Begrenzungen, Myriorama, Passage – Paysage…) aus sich selbst, aus seiner eigenen semantischen Strukturierung und aus seiner in ein Geheimnis eingewickelten Künstlerpoetik. In die präzise Aufschichtung der Bedeutung und Zeichen in den Bildern und Gemälden von Kirbiš zieht die Forderung des Künstlers nach einem radikalen Abstand von der deskriptiven Entblößung der Natur und noch stärker von den modischen, engagierten Interpretationen, von manchmal nur trockener Anführung gesellschaftlicher und verhaltensbezogener Paradoxa und Transzendenzen ein. Seine Werke brauchen keine Übersetzung in die verbale Sprache, da er auch beim künstlerischen Schaffen eine populäre Illustrierung der Gedankenkonstrukte vermeidet. Vollbracht ist alles schon in der körperlichen Anwesenheit der Gemälde, ihrer Materie in der zeitlichen Erfahrung einer autonomen Bildsprache und im Vertrauen in die Arbitrarität des kreativen Willens. Die in das alchemistische Geheimnis eingewickelte Gemäldereihe in dieser Ausstellung spricht uns mit einer einzigartigen Sensibilität, einer archaischen Materialität an, die weder nur ein Teil der Natur sein kann noch virtuell generiert werden kann. Diese Gemälde sind Körper geworden, der Sehkraft und dem Gespür ausgesetzt, Dokumente einer Eigenanamnese des Künstlers.  

Zu den Bildern

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